[Kurz-Rezi] J. E. Holmes – The Maze of Peril

Hammer! Das war mal wieder eine richtig erfrischende Fantasy-Lektüre! Und zwar nicht, weil sie unfassbar modern war, sondern herrlich altmodisch und einem einen guten Einblick gibt wie in den späten 70ern Rollenspiele gespielt wurden.
… und ich muss euch direkt daran teilhaben lassen.
Es handelt sich um ein kleines Büchlein mit gerade mal 147 Seiten, in dem John Eric Holmes, der Designer der legendären D&D-Box aus dem Jahr 1977 augenscheinlich eine seiner Spielrunden in Romanform transformiert hat. Dieses Unterfangen gelingt nur in den seltensten Fällen, aber da Holmes als Sprachwissenschaftler doch auch halbwegs vernünftig schreiben kann, ist fast etwas wie ein „echter“ Roman daraus geworden.
Zur Handlung verrate ich nicht viel, außer, dass eine klassische Abenteurergruppe (zunächst noch verstärkt durch zwei angeheuerte Kämpfer) in einen Dungeon vordringt, einen scheinbar verlassenen Tempel und eine amtliche Goldstatue findet.
Zurück im Dorf ist man zwar stinkreich, aber es zeigt sich, dass man in den Dungeon zurückkehren muss, um einen gefallenen Kameraden zu „befreien“ der vom Kult mit untotem Leben erfüllt wurde und wohl bei einem unheiligen Ritual einen Platz in der ersten Reihe sicher zu haben scheint.
Das Ding hat alles, was zu einem amtlichen Old-School-Abenteuer gehört – einen Dungeon, eine Heimatstadt, einen Detektiv-Part, einen Friedhof, kreative Lösungen, bei denen man das Spielergehirn durchblitzen sieht, Streit in der Party, interessante Gruppenmitglieder (Halbling, Dunkelelf, Kleriker, teilweise Paladin, Zentaur, eine Amazone…)…
Einfach toll – und für mich als historisch interessierten Rollenspieler besinders genial ist der Einblick in „Wie spielte man damals?“. Beispielsweise war mir noch nicht klar, dass die Zaubersprüche (zumindest in Holmes‘ Gruppe) auch in gereimter – zumeist lateinischer – Form gewirkt wurden.
Auch interessant ist das Büchlein in Hinblick auf die Religion, die vorkommt – so ist der Paladin ganz klar „Christ“ – wird auch als solcher bezeichnet, dazu gibt es einen Dagon-Kult und diverse cthuloide Elemente.
Ich kann gar nicht aufhören zu schwärmen – im Nachhinein fallen mir immer mehr abgefahrene Elemente auf wie der „Anführer der Gruppe“, der Halbling Boinger, der einen amtlichen Schlag bei Frauen hat und zwischendruch sowohl die Bardame als auch die Amazonen-Kapitänin mitnimmt oder die geniale Lösung einen Fleisch-Golem durch einen Mini-Basilisk (von der Beschreibung her eine Cockatrice) zu besiegen, was natürlich nur dazu führt, dass man es nun mit einem Steingolem zu tun hat, der fast ganz alleine mit dem Dagon-Kult den Boden aufwischt…
… P.S.: Das Ding ist unfassbar schlecht zu bekommen, aber der Papa hat gerade eine kleine, aber charmante eBay-Auktion am laufen…