"Sehr professionell!"

In einem meiner letzten Posts habe ich festgestellt, dass das Wort „professionell“ für einen großen Teil der von einigen empfundenen Misere von DSA „verantwortlich“ ist. Ihr werdet entschuldigen, wenn ich mal gänzlich ohne Verlinkungen auf die einzelnen Episoden auskomme, ich versuche einfach meine Gedanken etwas Struktur zu geben – dabei werde ich wie immer wohl die tatsächlichen Geschehnisse irgendwo zwischen 10 und 30% treffen…
Ich möchte auch vorausschicken, dass, wenn ich in diesem Beitrag „man“ oder „Ulisses“ schreibe, doch Menschen hinter dieser grauen gesichtslosen Maske stecken, die im Prinzip fast Menschen wie du und ich sind…
Innerhalb weniger Monate ist es den Schlawinern aus Waldems gelungen, einiges an Chaos und Unsicherheit in Fankreisen auszulösen. Die Veerlagsspitze hat beschlossen, einen klaren Kurs zu fahren und unterwegs mehr als einmal Lehrgeld zahlen müssen. Da dieser Kurs sich eben nicht so klar fahren ließ, wie es sich am Schreibtisch geplant angehört hatte.
Wann der Entschluss kam, die „kompletten Rechte an DSA zu erwerben“, weiß ich nicht und kann auch nur vermuten – dieser Gedanke dürfte aber zu Beginn der ganzen Überlegungen gestanden haben. Ich mache auf jeden Fall mal diesen Rechte-Erwerb und den damit einhergehenden Versuch, „wirtschaftlich“ zu handeln für so ziemlich alles verantwortlich, was im Jahr 2011 bisher geschehen ist.
Let’s zusammenfass:
(An dieser Stelle erwarten wohl einige als Schritt 0 die ganze Kiste um Mark Wachholz, aber ich gehe persönlich davon aus, dass diese Geschichte nichts mit dem später Kommenden zu tun hatte.
Schritt 1 des Programms „Wir werden professionell und effizient“ bestand darin, die Redakteure und wichtigsten Verlagsmitarbeiter in Waldems zu bündeln. Da nahm man billigend in Kauf, dass einige wichtige Redakteure wohl nicht mitspielen würden, hatte aber sicher nicht damit gerechnet, dass nur Daniel „mitspielen“ würde und sah sich sowohl intern („Wer soll den ganzen Kram denn jetzt schreiben und planen?“) als auch in der Außenwirkung („WAS?!? Gerade die, die in den Internet-Communities einen guten Stand haben und „modernes“ Material schreiben, sind nicht mehr dabei?!?“) Nebenbei wurde noch die „erweiterte Redaktion“ abgeschafft – auch wieder ein Schachzug, der nicht gerade auf ungeteilte BEgeisterung stieß.
Schritt 2 war dann das Verkünden der tollen Neuigkeit auf der Neuigkeit: „Wir besitzen alle Rechte! U.S.A.! U.S.A.! U.S.A.!“ Das war natürlich für den gemeinen Fan erstmal völlig schnuppe und öffentliche Begeisterungsstürme fielen deutlich leiser aus, als man wohl erhofft hatte.
Schritt 3 bestand darin, zu zeigen, dass man die tollen neuen Rechte besitzt und mit Händen und Füßen verteidigen wird. Es wurde also ein Statement rausgeprügelt, das mehr als einen Fan verärgerte und den Beginn einer wunderbaren Aneinanderreihung aus „Mitteilung –> FAQ“ darstellte. Im Zuge dieser Nummer stellte sich dann schnell heraus, dass man gar nicht „alle Rechte“ besaß und etliche Autoren und Zeichner uralter Veröffentlichungen auch in Zukunft noch ein riesiges Problem darstellen könnten, da es in Deutschland gar nicht so leicht ist, die Rechte an einem Text zu erwerben – Nachdrucke und gar Neubearbeitungen von Abenteuern und Regelwerken könnten so zu einem Riesenproblem werden.
Schritt 4 wurde gleichzeitig mit Schritt 3 rausgeballert – neben Autoren und Ex-Autoren gelang es auch die Fans professionell zu verärgern – es gab neue Fanrichtlinien und im ersten Moment sah es so aus, als würden diese das Ende der Wiki, des Riesland-Projekts oder des Dere-Globus bedeuten, weil „man ja seine Rechte wahren musste“. Glücklicjerweise wurde auch hier ordentlich gerudert und mittlerweile sind sowohl die Richtlinien überarbeitet, als auch die Riesland-Sachen wieder höchst offiziell-inoffiziell online.
Schritt 5 besteht aus der schicken Umfrage – welche natürlich auch nicht ohne Kinderkrankheiten aus der Hüfte geschossen wurde – die nun bis zum Ende des Jahres laufen soll undauf deren Auswertung ich jetzt schon gespannt bin. Es wird sich zeigen, welche Schlüsse sich daraus ziehen lassen und wie auf diese Ergebnisse reagiert wird. Zumindest hatte man als Fan/Kunde mal wieder irgendwie den Eindruck Einfluss auf den Kurs des schlingernden DSA-Schiffes nehmen zu können.
Schon mit Auflösung der Kernredaktion und der „Verschlankung“ der Kernredaktion kam von Fan-Seite die Forderung auf, nun einen Einblick in die Vision zu erhalten, die das „neue gestreamlinete DSA“ in Zukunft antreiben würde. Diese folgte dann als Schritt 6 in einer Mitteilung des Verlagsleiters. Für mich persönlich fehlte in dieser Mitteilung etwas die tatsächliche Vision, aber als längerfristige Produktplanung taugte sie absolut und kam, so kam es mir vor, in Fankreisen viel besser an, als ich es erwartet hätte. Der gemeine Fan ist dann anscheinend doch damit zufrieden, wenn er ein paar Projekte findet, die ihn interessieren und auf die er sich freuen kann. Dass dann alles doch irgendwie „die gleiche Soße wie bisher“ ist, stört ihn nicht großartig.
… aber Jungs, wenn ihr die Uthuria-Kampagne verwieslert, denn hat der Hintern ordentlich Kirmes. Epische Romane haben wir mit DSA lange genug nachgespielt – wir wollen mal wirklich was entdecken dürfen! Die Romane sind ja schön und gut, aber ich fürchte das (für DSA) wirklich moderne Konzept mit eigenständig planbaren Expeditionen, die einen komplett neuen Kontinent entdecken dürfen ist einfach 1000 mal besser.
In Schritt 7 wurde versucht, das schon oft bemängelte Kommunikationsproblem zu lösen und es wurde sowohl eine offizielle E-Mail-Adresse eingerichtet, an die man sich mit Problemen aller Art wenden kann, wie auch 6 apokalyptische Reiter auf die Rösser „geschwungen wurden“, die den Weg zwischen den diversen Internet-Communities und den Verlagsoberen verkürzen sollen. Eine gute Idee, die natürlich wieder wie üblich im ersten Anlauf vergeigt wurde, die aber in meinen Augen ein tragbares Konzept ist, wenn die Reiter ihre Bindegliedrolle kritisch wahrnehmen und sich nicht dafür hergeben in den Foren die Jubelperser zu spielen und bei Problemen die linken Demonstranten mit Dachlatten verprügeln.
Kurz davor waren sie schon im Schritt 8, dem aktuellsten Kapitel. (Wobei gerade Sperber im Tanelorn bisher einen sehr guten Eindruck gemacht hat, während einer seiner Kollegen bei Vinsalt schon immerhin die erste Dachlatte fast vom Boden aufgehoben hat.). In Schritt 3 stellte sich ja heraus, dass das mit den Rechten doch nicht alles so schön in trockenen Tüchern ist, wie man gehofft hatte. Dieser Erkenntnis (gepaart mit dem Bemühen wirtschaftlich zu arbeiten) haben wir anscheinend neue vereinheitlichte Richtlinien für die Illustratoren zu „verdanken“, was dazu führte, dass mit Caryad und Mia S. zwei Aushängeschilder verkündeten, keine Illustrationen mehr für DSA anzufertigen. Das ist bedauerlich und bei aller Professionalität denke ich, dass man sich keinen Zacken aus der Krone brechen würde, wenn man zugeben würde, dass manchmal einfach einige „gleicher als gleich“ sind und sich mit ihren Verdiensten um das Produkt doch einen gewissen Vorsprung verschafft haben.
Aber auch das scheint auf besagter „klarer Linie“ zu liegen – alles soll vereinheitlicht und somit vereinfacht werden, es sollen klare Schnitte gemacht werden, um ebenso klar für die Zukunft planen zu können. Da ist ja von der Grundidee her eigentlich nichts dran auszusetzen.
Dass parallel zu der Umstrukturierung bei den Autoren, wo ein Autorenwettbewerb vorangegangen war, auch hier ein Fan-Zeichencontest stattfand, bevor man den Illustratoren die neuen Richtlinien mitteilte, sieht natürlich echt bei Licht betrachtet nicht sonderlich gut aus und die Befürchtung, dass hier in Zukunft gerade das Gegenteil von „professionell“ regieren könnte, scheint nicht nur aus der Luft gegriffen.
Und um mal einen Nebensatz zur Bezahlung im deutschen Rollenspielbereich zu machen – wenn die Illustratoren jammern, dann muss man sich nur mal vor Augen halten, was die Autoren oder Übersetzer „verdienen“. Das deutsche Rollenspiel lebt insgesamt davon, dass es etliche „Hobbyisten“ gibt, die sich engagieren – ausschließlich mit „Profis“ wäre das in dieser Nische gar nicht machbar. Ich würde mal über den Daumen peilen, dass in Deutschland bei den Verlagen zwischen 10 und 15 Leute komplett vom Rollenspiel leben können – und davon sind ja schon einige bei Ulisses am Start…
Ich fasse zusammen: Ulisses haben versucht und versuchen noch, ihre Richtlinien (was Fanprodukte  Illustratoren und Autoren angeht) zu vereinheitlichen, ihre Kommunikation zu verbessern, sich tatsächlich in den Besitz sämtlicher relevanter Rechte zu bringen und alle Personen, die mit der Planung zu tun haben, an einem Ort zu versammeln.
Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht – aber Schritt 9 kann in der logischen Folge eigentlich nur darin bestehen, ein neues Grundregelwerk zu erstellen (gerade, wo deutsche Verlage immer propagieren, dass sich fast ausschließlich Regelwerke verkaufen). Wofür sollte man sonst versuchen, alle einzelnen Faktoren so in trockene Tücher zu bringen.
Einziges Problem: Wenn man sich die Mitteilung aus Schritt 6 ansieht, kann man sich nicht vorstellen wer noch Zeit dazu haben soll (oder gar die Kompetenz) ein neues DSA in die Zukunft zu führen. Ein paar Leute, denen ich das durchaus zugetraut hätte, sind ja zum Beispiel seit Februar oder April anderweitig beschäftigt. Schade, eigentlich. (Und ich sage es ja nur sehr ungern, aber seit ich mich mit ihm unterhalten konnte, traue ich sogar „dem Römer“ zu, in dieser Beziehung zu reißen, auch wenn er in der Vergangenheit scheinbar das Gegenteil bewiesen hat.)
Poah! Ich habe gerade den Eindruck Etliches vergessen und übersehen zu haben, schieße den Beitrag aber einfach mal ab.

Spielbuch Abenteuer Weltgeschichte: Invasion der Normannen

Vor einigen Wochen erschien im Mantikore-Verlag das erste Spielbuch der Reihe „Spielbuch-Abenteuer Weltgeschichte“ – es heißt Invasion der Normannen und spielt erstaunlicherweise 1066 im Jahr, als die fiesen Normannen die lieben Angelsachsen angreifen.
Heute morgen hat es mich ordentlich zerlegt. Ich hatte zwar einen Kampf gegen einen Normannen gewonnen, aber das langte nicht – der nächste Abschnitt bedeutete dann das vorzeitige Ende des tapferen Gugh deBouard. Nun, vielleicht hätte ich nicht trotz besseren historischen Wissens in fast schon legendärer Niebelungentreue auf das falsche Pferd setzen dürfen – genügend Chancen die Seiten zu wechseln, gab es immerhin.
Das finde ich übrigens einen der interessantesten Punkte des Buches. An etlichen Stellen kann ich mich entscheiden, auf welche Seite ich mich nun schlagen möchte. Ganz sicher werde ich heute im Verlauf des Tages noch zwei Versuche starten – einmal möchte ich es schaffen, die Geschichte auf der „falschen Seite“ zu überleben und dann schaue ich mal ob es tatsächlich viel einfacher ist, sich direkt auf die Seite der Sieger zu schlagen.
Neben dem Regelkern (der doch erfreulich nah an dem anderer Spielbücher wie beispielsweise des Einsamen Wolfes liegt) gefiel mir die kurze historische Zusammenfassung sehr gut (auch wenn ich die eher – für die, die nicht wissen, was in der jeweiligen historischen Epoche geschah – ans Ende des Buches gesetzt hätte). Ein weiteres Plus ist es, dass man tatsächlich sämtliche Geschehnisse des Jahres 1066 im Spiel erlebt und einen sehr guten Einblick in die turbulente Zeit bekommt. Ich hatte irgendwie die Erwartungshaltung, dass das Abenteuer in den Dünen von Hastings beginnt und man die volle Schlachtplatte geliefert bekommt – so wie es ist, gefällt es mir unendlich besser.
Auch sind die meisten Abschnitte eher kurz, sodass man oft Entscheidungen treffen kann und nicht seitenlange Möchtegern-literarische Ergüsse über sich ergehen lassen muss – wenn ich das haben will, spiele ich doch lieber DSA! (Scherz!)
Gerade in meinem Beruf habe ich nun neben den Plastiksoldaten von Normannen und Angelsachsen noch ein weiteres Gimmick in der hand, um den Stoff in Klasse 9 oder 10 etwas „interessanter“ präsentieren zu können. Alleine dafür gebührt Mantikore schon mein herzlicher Dank!
Kurzes Fazit: Gut geschrieben, interessante Epoche herausgepickt, viele Wahlmöglichkeiten, und, sagte ich es schon? 
KAUFEN! KAUFEN!! KAUFEN!!!
P.S.: Bestellen könnt ihr wie immer beim oben verlinkten Verlag oder bei den bekannten Shops wie Rolando, dem Meister der Sphären, oder zur Not sogar in Bad Hersfeld…
P.P.S.: Wenn ihr scharf drauf seid, dass in der Reihe ein Buch von Uli Lindner erscheint, dann zeigt hier euer Interesse – ich wette, das übt brutalen Druck auf den Verlag aus! Ich zumindest würde mich über die Kombi Lindner-Geschichts-Spielbuch freuen!