Rollenspielen an der Hauptschule – oder – Tod dem schwarzen Drachen

Gastbeitrag vom „Roten Baron“ – einem der Mitübersetzer des LL-Regelwerks:
In unserer derzeitigen Projektwoche habe ich mich entschlossen, ein Projekt zum Thema Fantasy-Rollenspiele anzubieten. Insgesamt zwölf Jungs der Stufen 6, 8, 9 und 10 haben sich gemeldet und seit Montag sind wir zu Gange. Natürlich [Anmerkung des Bloggers: Natürlich!] habe ich Labyrinth Lord als Einstieg gewählt …
Um schnell ans Spielen zu kommen, habe ich Charaktere der 1. Stufe vorbereitet. Dazu habe ich Miniaturen aus meiner Sammlung als Vorbild genommen, so dass die Schüler sich ihren Charakter direkt vorstellen und auch ohne Regelkenntnis auswählen konnten (what you see is what you get.) Zusätzlich zu den maximalen Trefferpunkten habe ich auch noch einige kleinere magische Gegenstände (Heiltränke, Spruchrollen, einen Heldentrank, drei magische Pfeile) an die Charaktere verteilt. So gab es für alle ein paar Optionen mehr.
Nach dem Aussuchen der Miniaturen/Charaktere und der kurzen Einführung in die Regelgrundlagen stellten sich somit folgende Recken dem Abenteuer „Auch ein Drache braucht mal Hilfe“ aus der alten Zauberzeit #2: Die Kämpfer Siegfried, Eisenfaust und Last Hero, die Kleriker Manfred, Conan und Anas, die Zwerge Jin und Imbawarri, die Elfen Speedy und Galron sowie die Magier Kartos und Kafer. Diebe und Halblinge wollte keiner spielen.
Zum Inhalt:
Die Gruppe wird von einem Baron losgeschickt, um in einer Burgruine nach dem Rechten zu sehen, denn dort wurde vor kurzen ein Schwarzer Drache gesichtet.
In der Ruine angekommen, erkundeten die Spieler in mehreren Gruppen das Gemäuer und trafen sehr schnell auf eine Orkwache, die sie überrumpelten. Kämpfer Eisenfaust drang dann auch gleich in den von dem Ork bewachten Turm ein, nur um sich direkt Nase an Nase mit 9 weiteren Orks wiederzufinden. Ein brutaler Kampf entbrannte, den die Orks verloren. Eisenfaust fiel auf 0 TP konnte aber mit einem Heiltrank wieder auf die Beine gebracht werden. [Hausregel: Bei Null TP ist man besinnungslos. Ein SC kann auf seinen negative Stufe fallen, bevor er entgültig tot ist – Charaktere erster Stufe als auf -1 TP] Kafer der Magier musste einen Trank ausprobieren und wurde für die nächste Zeit gasförmig …
Der Kleriker Conan hatte sich nicht am Kampf beteiligt, sondern erkundete die Burgruine auf eigene Faust. Er umging einen Höhlenbären, betrat ein altes Gesindehaus, fand dort einen magischen Dolch und einen Zombie, brach durch eine morsche Treppe und schloss dann wieder zur Gruppe auf, als diese gerade gleichzeitig den Höhlenbären zur Strecke brachte und Verhandlungen mit dem Schwarzen Drachen „Nachtschuppe“ führten.
Einen toten Bären später gab eben jener Drache der Gruppe folgenden Auftrag: Erkundet das Labyrinth unter der Ruine und holt mir das dort befindliche magische Szepter oder ich fress euch alle!
Ein wenig widerwillig (insbesondere Siegfried wollte dem Drachen gleich nen Scheitel ziehen) drang die Gruppe in das Verlies ein, haute Skelette auseinander, machte Hackfleisch aus einer Gruppe Kobolde, suchte nach Geheimtüren, fand eine Eisenstatue und machte in einem harten Kampf Eisenspäne aus derselben. Während der Kampfes sichtete der Magier Kafer (inzwischen nicht mehr gasförmig) eine Gruppe Zombies, die sich von rückwärts näherten. Auch diese wurden in einem harten und verlustreichen Kampf (Last Hero war der First Hero in Wallhalla und wurde durch Paul den Halbling ersetzt) bezwungen.
Die Gruppe drang in die zweite Ebene des Dungeons vor, erledigte Riesenspinnen und Felspythons und stellte sich erneut dem Kampf mit vier schwer gepanzerten Skeletten. Durch das etwas kopflose Hineinlaufen in eine Pfeilfalle und das unbedachte Armbrustabschießen in das wilde Getümmel wären fast der Zwerg Jin und der Kleriker Manfred ums Leben gekommen. Ein Skelett erledigte den Kämpfer Siegfried mit einem Schwertstreich. Nach Auffinden des Szepters begab man sich wieder zum Drachen.
Anders als gedacht war die Gruppe aber überhaupt nicht bereit, Finsterschuppe seinen Schatz zu übergeben! Vielmehr nahm Anas der Kleriker die Beine in die Hand und rannte einfach weg! – dicht gefolgt von Kafer. Die Kämpfer der Gruppe stürzten sich nun auf den Drachen, der schon in der ersten Runde harte Treffer einstecken musste und von allen Seiten umringt war und somit nicht die Verfolgung aufnehmen konnte. Drei Runden später war der Kampf vorbei: Der Zwerg Jin und der Kleriker Manfred waren tot durch Bisse und Klauen des Drachen – doch viele Erststufler sind auch des Drachen Tod.
Die Runde endete mit der großen Freude über den Fund des reichhaltigen Horts.
Am Mittwoch geht es weiter – drei Schüler werden dann selber spielleitern. Alle drei haben innerhalb eines Tages die Regeln gelesen und sind hochmotiviert – einer hat sogar schon an einem eigenen Abenteuer geschrieben. Ich habe allen SLs „Die Mühle“ und „Das Grab des Grimic“ als Anregung und Vorlage gegeben.
Man darf gespannt sein …
[Anmerkung des Bloggers – Man darf nicht nur, man IST es!]

P.S.: Ich habe mal eben spontan den UHRWERK VERLAG als eine Art „Sponsor“ gewinnen können. Patric will die Jungs mit ein paar Dungeonslayers-Sachen versorgen. Ich hoffe mal sehr Nic von Mantikore zieht nach… 😉

Vielen Dank im Namen des Rollenspielnachwuchses!

16 Gedanken zu „Rollenspielen an der Hauptschule – oder – Tod dem schwarzen Drachen“

  1. Schulprojekte finde ich immer gut. Aber sowas kann man als aussenstehender ja nicht einfach anbieten 🙁

    moment, was habt ihr eigentlich noch gemacht, aus Encounter durchkämpfen?
    Und ist Drache killen auf Level1 nicht ziemlich …D&D4artig?

  2. Nun – die Verluste waren ja recht heftig – und aus irgendwelchen Gründen scheint der Drache ja auch seine Odemwaffe nicht verwendet zu haben… 😉

  3. Finde ich klasse – die Aktion! Aber auch, das Uhrwerk die Jungs direkt mit Material versorgt! Da fehlen mir einfach die Worte, wie toll ich das finde.

  4. Was soll ich sagen, eine super Aktion. Vielleicht sollte ich sowas auch mal an der Schule anbieten, wäre eine Alternative zur allgemeinen Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe 🙂

    Und Respekt an Uhrwerk natürlich!

  5. Durfte ich auch mal machen… Rollenspiel in der Projektwoche, Realschule Klasse 9. Auch wenn ich damals selbst Schüler war – Interessierte auf die Art und Weise ins Hobby zu bringen, ist ein absolut klasse Weg. Und Hauptschülern das ganze auf diese Weise nahe zu bringen ist vermutlich sinnvoller, als viele andere so genannte 'soziale Projekte'.

    Viel Erfolg, Moritz!

  6. @ Moritz und Odemwaffe und so: Der Grund für den Nichteinsatz der Odemwaffe war ganz einfach ein regeltechnischer: Nach Buch hat der Drache eine Chance von 50% pro Runde, seine Odemwaffe einzusetzen. Und ich habe halt nie unter 51% gewürfelt. Und dann war die Bestie hin …

    Von wegen "Encounter durchkämpfen": Das war ein klassischer Dungeon mit zwölf (!) Anfängern. Z.Zt. sind die gerade aufgeteilt auf drei Schüler-SL und hacken sich durch die Mühle, Grimics Tempel und zwei selbstgemachte Abenteuer – läuft wie geölt! Ich bin froh wie Oskar und stolz wie Bolle!

  7. Super Aktion… Drei Daumen hoch!
    Übrigens, manche Schulen lassen auch Schulfremde im Rahmen von Ganztagsschulen etc. Projekte leiten, fragen kostet nichts… Da wo ich nmal gejobbt habe, war immer Bedarf an Veranstaltungen.

    Hm, vielleicht sollte ich Holger mal anrufen…

  8. Und spielen die jetzt alle Hack'n Slay oder wie läuft das ab. Bin mal gespannt auf weitere Berichte.

    @rohrschach: Und bei diesen Schule bewirbt man sich dann mit… Fantasyrollenspiel?

    scheint mir nicht erfolgsversprechend zu sein.

  9. Ich hatte an unserer Schule auch für den Ganztagsbereich eine RPG-AG eingerichtet – habe sie aber leider nicht selber geleitet und kann somit nichts Näheres sagen wie die AG gelaufen ist.

    Mantikore sponsort übrigens natürlich auch – der AG-Leiter war nur zu "schüchtern", um sich an Nic zu wenden…

  10. Hey Ich bin nicht gestorben das war der andere Zwerg der vom Drachen den Kopf abgebissen worde

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