Von der Abenteuer-Idee zur Veröffentlichung

Wenn der Scheff von RSP-Blogs etwas anordnet, muss ich dem wohl nachkommen und Karsten hat sich einen kurzen Artikel gewünscht, in dem ich schildere, wie ein Abenteuer veröffentlichungsbereit und -fertig mache. Keine Ahnung, ob das irgendwie exemplarisch für andere Abenteuerschreiber ist, aber ich gebe einfach mein Bestes…
Am Anfang steht die Idee. Glücklicherweise habe ich derzeit bei den Verlagen, für die ich Abenteuer schreibe eine ziemliche Narrenfreiheit, so dass mir da keine großen Beschränkungen auferlegt werden (außer vielleicht Zeichenbegrenzungen). Bei Mantikore beispielsweise verlässt sich Nic völlig darauf, dass ich schon ein „passendes Abenteuer“ für LL hinbekommen werde. Da ist mir Länge und Inhalt völlig überlassen, einzig darüber, welchen Stufenbereich das Abenteuer haben soll, besprechen wir.
Nach der Idee überlege ich mir die grobe Ausgangssituation für das Abenteuer und wo es ungefähr hinlaufen könnte – sprich: Welche Informationen muss das Abenteuer enthalten, damit der Spielleiter auf möglichst viele Situationen vorbereitet ist, die im Laufe des Abenteuers vorkommen können.
Der nächste Schritt besteht darin, das Kartenmaterial zu erstellen – so weiß man auch, was an Welt dargestellt werden muss, um das Abenteuer spielen zu können. Hier krakle ich irgendwas auf Papier, scanne es und schicke es Leuten, die sich damit auskennen, schicke Karten zu basteln. Es motiviert mich immer sehr, wenn ich schonmal professionell gestaltete Karten habe, mit denen ich arbeiten kann.
Nun ist es an der Zeit, sich zu überlegen, welche wichtigen Personen es in diesem Bereich der Welt gibt und welche wichtig für das Abenteuer sind und somit auf jeden Fall ausgearbeitet werden müssen. Gibt es irgendwelche besonderen Kreaturen oder muss man neue entwerfen? Gibt es besondere magische Gegenstände, die eventuell für das Abenteuer ausgearbeitet werden müssen. (NSC, Kreaturen und magische Gegenstände entwickeln sich auch immer im Laufe des Abenteuers – dieser Schritt muss also die ganze Zeit über im Auge behalten werden, aber es ist gut, zu Beginn schon zu überlegen, was benötigt wird.)
Nun kann man ausgehend von Personen, Kreaturen, Gegenständen und Orten überlegen, welche Illustrationen notwendig sind. Diese möglichen Illus skizziere ich immer in kurzen Stichworten und schicke die Beschreibungen an die Zeichner meines Vertrauens. Ganz wichtig ist mir immer die Überlegung, was man als Titel-Illu nehmen kann, denn je früher ich eine fertige Illu habe, umso motivierter bin ich während des Schreibens.
So! Ausgangssituation steht, ich weiß, was für die Welt benötigt wird, jetzt kann die Ausgangssituation ausgearbeitet werden und der Rest des Abenteuers schon in einer Art „Skelett“ skizziert werden. Gerade gegen Ende hin ist es immer gut, wenn man Leute in der Hinterhand
Jetzt kann das eigentliche Schreiben beginnen. Das Skelett wird mit Fleisch gefüllt und nach und nach trudeln die Illustrationen ein, was manchmal auch noch dazu führt, dass man Details von den Bildern in das Abenteuer bringen kann, wenn sie einen dazu inspirieren.
So! Der Text des Abenteuers ist fertig!!! Dann ab zum Drucker!
Weit gefehlt. Jetzt geht es erst los, obwohl alles, was ab hier geschieht, für den Autoren unfassbar schwer ist, da er in Gedanken schon mit der Nummer durch ist.
Ich leite das Abenteuer zu diesem Zeitpunkt immer einmal für meine Gruppe und gebe es an zwei andere Spielleiter weiter, um es (halbwegs) gründlich testzuspielen. Mit der eigenen Gruppe bemerkt man so Schwächen in den Kämpfen und im allgemeinen Ablauf, während die beiden anderen Gruppen vor allem testen, ob „jeder“ das Abenteuer leiten kann und angeben, welche Informationen gegeben wurden und welche fehlen.
Die Probleme, die das Testspielen ergeben haben, werden ausgemerzt und der Gesamttext noch einmal überflogen, ob alles Sinn ergibt und nichts verschwunden ist oder irgendwo auf dem Weg hierher „verschlampt“ wurde. Gerade die Anhänge sollte man sich hier nochmal vornehmen und checken, ob all das, was vom Regelwerk nicht abgedeckt wird, hier abgebildet ist.
Da man als Autor einen ganz schrägen Blick auf seine eigenen Texte hat, lasse ich jetzt immer 2 Lektoren über den Text lesen und überlege bei jeder rückgemeldeten potentiellen Änderung, ob ich sie gerne hätte oder auch nicht.
Mit den Anweisungen wo welche Illustration hin soll und welche Information wohin verknüpft werden soll, geht der Text jetzt zum Layout und wird so gesetzt, dass man sich des Abenteuers nachher nicht mehr schämen muss.
Fertig?!?
Im Idealfall nicht! Ganz viele Sachen fallen einem erst jetzt auf und ich finde es zwingend notwendig, sich das potentielle Druckfile erneut genau anzusehen, denn erst jetzt fallen einem Bezugsfehler auf oder Fehler in Karten, falsche Verweise… Ihr wisst, was ich meine. Gerade dieser letzte Schritt vor dem Druck wird von vielen Verlagen einfach geschlabbert, aber ich finde ihn ungeheuer wichtig.
Fertig?
Fertig!!!
… und ich kann euch sagen, gerade bei den ersten 2 bis 3 Abenteuern ist es ein geniales Gefühl, das gute Stück in der Hand zu halten, wenn es frisch vom Drucker kommt. Das ist wie ein Neugeborenes, das man als stolzer Vater in den Arm gedrückt bekommt.

3 Gedanken zu „Von der Abenteuer-Idee zur Veröffentlichung“

  1. Sehr informativ, danke. Aber ist es Neulingen auch anzuraten Karten und Illus so früh erstellen zu lassen? Ich würde erwarten, dass man da doch später gerade bei den Karten noch einmal nachbessern muss und dann wäre dabei ja unter Umständen einige Arbeit umsonst getan.

    Sind die Zeichner dann "vom Verlag gestellt" oder persönliche Kontakte von Dir?

  2. Oh, hi! Den Kommentar habe ich schlicht übersehen.

    Nun, die Karten kann man ja später immer noch in eine schicke Form bringen, ich habe die nur gerne als Motivation schonmal vorliegen – ist wohl Geschmackssache.

    Das mit den Zeichnern kommt drauf an. Meist habe ich zumindest ein Mitspracherecht und kann die Zeichner, die ich gerne hätte reinschleusen.

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