Schmutziges Al'Anfa

Bei einer Runde Reign/DSA kann man natürlich nicht „Nein“ sagen, zumal Spielleiter und Mitspieler viel Spaß versprechen – so trafen sich dann die Tanelorn-Mitglieder „Der Schlachter“ (als Spielleiter), „Praesi“, „Kackpapp“, „Hank“ und ich zu einem Wochenende mit vielen Speisen, unendlich vielen Getränken und einem Hauch Rollenspiel. Sehr viel (gerade ob des DSA-Hintergrundes) habe ich mir vom ebenfalls eingeplanten „Quendan“ versprochen, der war aber leider nach seinem Urlaub unpässlich und musste wohl im Bett neue Kräfte sammeln.
Vermutlich hat das der Runde aber gut getan, weil Jörg „sein“ Al’Anfa besser so spielen konnte, wie er es sich vorstellte und nicht in permanenter Furcht leben musste, dem Kanon auf die Füße zu treten. Wobei ich sicher bin, dass Quendan alles mitgemacht hätte, ohne irgendwelche Bedenken zu äußern, aber ich kann mir vorstellen, dass das im Hinterkopf des Spielleiters noch eine kleine zusätzliche Hürde gewesen wäre.

Tag 1

Zu den sozialen Komponenten kann man in Jörgs „Stellungnahme“ genug lesen, daher werde ich mich auf die Geschehnisse IM Spiel und ein paar kleine Anekdötchen verlegen.

Nach der obligatorischen Pizza ging es los mit der Finalisierung der Charaktere und einem nächtlichen Treffen dieser auf dem Sklavenmarkt von Al’Anfa. So trafen sich dort die Angehörigen des Hauses Paligan – allesamt ehemalige Skalven, die ihren Weg in der Hierarchie gemacht haben:
– Ragonion, ein sehr politischer Mann mit mysteriöser Vergangenheit, der es zu einer Position im Haus gebracht hat, die ihn direkt hinter Brotos, den Kopf der Sippe und seinen Sohn Alrigo platziert.
– Sandiro Canoso, sein Adjutant
– Harian, ein Ex-Sklave Torwaler Herkunft, der es auf das Haus Zornbrecht abgesehen hat.
– Ulan Anthes, Fechtmeister und Freund wenig subtiler Problemlösungsstrategien

Der Sohn des Brotos Paligan wurde an dieser Stunde mit einem Chip von Hank erkauft. Es stellte sich heraus, dass dieser Alrigo im Laufe des Spiels eine wichtige  Rolle spielen sollte – natürlich aus Old-School- oder Simulationisten-Sicht absolut unverzeihlich, muss doch die Welt simuliert sein, bevor die Charaktere dort aufauchen. Spiele ich aber mit Jörg oder kann mich anderweitig vorher darauf einstellen, denn kann ich mich auf das Spiel konzentrieren und habe nicht permanent im Hinterkopf: „Verdammt! Das ist gar nicht festgelegt. Diese ganzen Personen und Handlungen erfindet der Kerl gerade!“

Zurück zur Handlung. Kampfeslärm dringt an unsere Ohren und wir bewegen uns zügig zu einer Sänfte des Hauses Paligan, die von Unbekannten schwer bedrängt wird. Leider hatte ich mich dazu entschieden, meinen Kämpfer in seiner amtlichen Plattenrüstung langsamer zu bewegen, wodurch ich erst dort ankam, als der Kampf schon erledigt war. Die Angreifer trugen schwarze Umhänge und  Rabenmasken und waren mit einem Sklavenzeichen des Hauses XXX (Kugres?) versehen, aber der Hauptmann der Wache, die auch mittlerweile eingetroffen war, erkannte mit geschultem Auge, dass das Zeichen gefälscht war und von einem linkshändigen Brandzeichner des Hauses Karinor gemacht wurde.
Nun, die 4 Helden trugen die Sänfte, in der die Herrin des Hauses saß, zum Anwesen der Paligans – oder versuchten es zumindest. Ein zwischenmenschliches Problem führte dazu, dass die Sänfte umkippte und die Wachen sie weiter tragen mussten, was wenigstens Ragonion, dem alten Windhund, die Gelegenheit gab, die Sänfte von innen heraus ein wenig wackeln zu lassen.

Im Haus angekommen, trafen wir Alrigo, den Sohn des Herrn und er verhielt sich sehr auffällig und ließ sogar den Namen des Mannes fallen, der die Brandzeichen angebracht haben könnte – Brethak. Im Folgenden zeigte er nicht nur den 4 Helden, sondern auch einer Sklavin des Hauses, dass Umgangsformen nicht zu seinen Stärken gehörten. Um zu verhindern, dass er Brethak irgendwie warnte oder ausschaltete, machten sich die Helden sofort auf den Weg und sahen gerade noch, wie besagte Sklavin die Straße entlangrannte. Zu Fuß war sie nicht einzuholen und Ulan war zwar nicht der diplomatischste und auch kein zukünftiger Nobelpreisträger, aber sein praktisches Denken führte dazu, dass er sich als einziger auf ein Pferd schwang, da er ja das Ziel der Sklavin kannte. Ob seiner bescheidenen Orientierungsfähigkeit musste leider so mancher Chip verbraten werden, aber schließlich befand er sich vor dem Anwesen der Familie Karinor und es gelang ihm problemlos, die junge Dame aufzuhalten, bis seine Freunde ankamen.
Der nächste Schritt bestand darin, Brethak zu entführen, um durch ihn an Informationen zu gelang – ein klarer Fall für Sandiro, der sich völlig lautlos bis in das Zimmer des Mannes kletterte und schlich. Dort begannen leider die Probleme, denn es gelang ihm, Brethak bewusstlos zu schlagen. So weit so gut, aber dann wachte dessen Frau auf und der Trick, Brethack ohnmächtig in das Bett zu legen gelang nur mit Mühe und Not. Fast hätte die zeternde Xanthippe den Eindringling bemerkt.
Es ist mir nach wie vor schleierhaft warum Sandiro nun das Haus verließ und zur Gruppe zurückkehrte, nur um dann wieder hinein zu klettern. Egal. In einer Hauruckaktion warf er Brethak aus dem Fenster und sprang geschmeidig hinterher, nicht ohne sich eine böse Schädelverletzung zuzuziehen.

Der Kampf mit den Wachen war schnell gegessen und in einem Lagerhaus konnten Brethak und die Sklavin nun in aller Ruhe verhört werden. Wie nicht anders zu erwarten, hatte Alrigo ihn dafür bezahlt, die Brandzeichen anzubringen. Weitere wichtige Information – die Herrin des hauses Paligan soll in neun Monaten ein Kind gebären – weshalb Alrigo sie beseitigen will, um seine eigene Stellung zu sichern.

Beim Besuch eines Kräuerweibleins (eines klassischen Jörg-NSC) zeigte Ragonion WIE weit er wirklich bereit war zu gehen, um sich an die Spitze des Hauses zu setzen. Aus Rücksicht auf empfindliche Leserinnen und Leser soll auf eine genaue Beschreibung dieses WIE verzichtet werden.

Da Alrigo ohnehin aus dem Weg geschafft werden musste, um Ragonion näher an die Macht zu bringen, musste nun geplant werden, wie diese Ränke am besten zu spinnen seien.

Die Planung machte auch allen Beteiligten Spaß und selbst ein Backup-Plan wurde ausgeführt, sodass die Gruppe durch Sandiros Fähigkeiten bald im Besitz eines Dolches aus dem persönlichen Besitz von Nareb Emano Zornbrecht war, um diesem eventuell in Zukunft geschehende Gewalttaten gegen Alrigo in die Schuhe schieben zu können.

Den Hauptplan kriege ich gerade nicht mehr ganz perfekt zusammen, aber es war zu diesem Zeitpunkt auch schon gegen 3:00 Uhr und für gewöhnlich entschlafe ich sanft zwischen 21:30 und 22:00 Uhr. Das kann man wohl auch als Qualitätsmerkmal für den Abend heranziehen. Meine verschwommene Erinnerung sagt mir, dass wir Zornbrecht die Information gesteckt haben, dass Alrigo die Herrin seines eigenen Hauses umbringen will. Nach einer langen und interessanten Planung wurde die eigentliche Intrige dann mit wenigen Würfen abgehandelt und endete damit, dass Alrigo gerade eben entkommen konnte und Ragonion den zweiten Ratssitz des Hauses Paligan bekam, wodurch er im Gegenzug für Zornbrechts Hilfe im Rat für diesen abstimmen und ihn sich gewogen machen konnte.

Das war es ganz grob vom ersten Spieltag – alle hatten Spaß, wir Spieler fanden uns langsam in das Regelsystem ein, ich fand mich immer mehr in die Granden-Welt von Al’Anfa ein und am nächsen Tag war das Ziel, das Haus Paligan in unseren Griff zu bekommen, sprich: Brotos auszuschalten und mit Ragonion am Steuer dem Haus zu neuem Glanz zu verhelfen…

Schonmal als Warnung für alle DSAler, die mitlesen – am zweiten Tag wurde richtig in Al’Anfa aufgeräumt…

11 Gedanken zu „Schmutziges Al'Anfa“

  1. Wenn sich der zweite Teil der Beschreibung ähnlich schön liest wie der hier, dann werd ich mich trotz des DSA-Spieler seins darauf freuen 🙂

    Und solange es einen nicht stört, dass man in Konflikt mit der veröffentlichten Weltbeschreibung kommt, spricht doch nichts dagegen in Aventurien mal einiges umzuschmeissen.

  2. 'Dann steigere ich "Sight" von 0 auf 1.'

    Hahahaha … ein echter Reign-Klassiker.
    Ich weiß nicht, wie oft ich das schon in Reign-Runden gehört habe!

  3. @ Christoph

    Natürlich spricht nichts dagegen mal etwas um zu schmeißen, aber ich hatte schon als Ziel die Welt oder besser gesagt das Feeling von Aventurien rüber zu bringen.

    Ich weiß jetzt nicht ob ich das so geschafft habe, weil Al Anfa mir einfach besser liegt, als der Rest oder ob die Spieler einfach nur pflegeleicht waren.

    @ MSch
    Ich war noch großzügig und habe über Scutinize defalten lassen (1 Strafwürfel)

  4. Habe unten mal die fehlende Intrige nachgetragen:

    Das Ziel:
    Mit der Intrige verfolgten wir zwei Ziele. Erstens wollten wir Alrigo ausschalten und an seiner Stelle Ragonion im hohen Rat von Al´Anfa platzieren. Zweitens wollten wir die Beziehungen zu den Zornbrechts intensivieren und deren Vertrauen gewinnen, um leichteres Spiel beim Attentat von Harian auf das Familienoberhaupt zu haben.

    Der Plan:
    Wir wussten von der Kräuterhexe sowie von Bretakh, dass Envinia Paligan, die Frau von Brotos Paligan, schwanger war und dass Alrigo danach trachtete, das Kind samt Frau ermorden zu lassen, um keinerlei Bedrohung seiner Machtstellung zuzulassen. Als Zeugen der finsteren Pläne hatten wir ja Bretakh sowie die zu dessen Ermordung ausgesandte Sklavin gefangengenommen und außerdem hatten wir ja den von Alrigo und Bretakh eingefädelten Anschlag verhindert. Damit wollten wir Brotos konfrontieren. Wir gingen davon aus, dass Alrigo als Konsequenz getötet wird und somit der Weg frei wird für einen Einzug Ragonions in den hohen Rat.

    Um davon abzulenken, dass Ragonion die Intrige gegen Alrigo selbst einfädelt, steckten wir diese Info an die Zornbrechts und versprachen, nach Übernahme des Ratssitzes von Alrigo desöfteren unauffällig im Sinne Zornbrechts abzustimmen. Damit ergab sich zugleich die Notwendigkeit eines regelmäßigen Kontaktes zu den Zornbrechts, welcher die Vorbereitung des späteren Attentats erheblich erleichterte.

  5. @ Jörg.D
    das umschmeissen war eher auf die Warnung am Ende des Blogartikels bezogen.
    Selbst wenn man nur den Bericht darüber liest, wirkt das ganze nach dem typischen Al'Anfa, wie man es sich vorstellt. Also zumindestens für mich hast du dein Ziel erreicht 🙂

  6. Wie schon einer meiner Spieler anmerkte, neige ich zum Perfektionieren meiner Fertigkeiten und bin fast nie ganz zufrieden.

    Sex Drugs&Rock`n Roll habe ich aber hinbekommen.

    Witzig ist, dass Ragonion am ersten Abend beim "bearbeiten" der Kräuterhexe klassisch versagt hat (seinen Vigor-Wurf verriss) und sich mit einem seiner Esoteric Pathes aus der Klemme quatschte.

    Die Spieler haben überhaupt beweisen, dass man hartes Spiel und ausnutzen der Regeln mit einer hervorragenden Charakterdarstellung verbinden kann.

    Hier ist der Link zum sozialen Kram, wenn ihn jemand auf meinem Blog lesen möchte: http://richtig.spielleiten.de/2011/01/17/jorg-d-besucht-bonn-und-spielt-dsa-reign/

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