Geschätzte 90% der deutschsprachigen Rollenspieler werden sich in diesem Beitrag ganz sicher nicht wiederfinden, aber mir ist beim Koblenzer Blutschwerter-Stammtisch letzte Woche mal wieder aufgefallen, dass meine Abenteuer meistens für Spieler geschrieben sind und nicht für Charaktere. (Interessanterweise ist hier „Larm“ eine Ausnahme, da hier einfach eine Spielwiese für Charaktere augebreitet wird, auf der sich diese tummeln können.)
Ein Großteil der“Konflikte“, die sich den Abenteurern in den Weg stellen, seien es Rätsel oder soziale Interaktion, teilweise sogar Kämpfe, richten sich an das Geschick des Spielers, nicht an die Fertigkeiten des Charakters.
Hier steht mir immer noch ein kleines Rätsel vor Augen, vor dem die Charaktere in dem kleinen Abenteuer „Der Schrein des Grimic“ standen. Dieses wurde nicht als „Skill Challenge“ abgehandelt, nicht als Auswürfeln von Fertigkeiten, sondern die Spieler steckten ihre Köpfe zusammen und zermarterten sich die Gehirne. Die Intelligenzwerte der Charaktere kamen nur insofern zum Tragen, als ich einem der Spieler, dess Charakter eine hohe Intelligenz sowie Weisheit hatte, einen kleinen Hinweis gab, der seinem intelligenten Charakter ganz sicher sowieso klar gewesen wäre.
Diesen Hinweis brauchte die Gruppe aber gar nicht, sondern sie reichten den Zettel mit dem Rätseltext hin und her und redeten sich so lange die Köpfe heiß, bis sie aus einigen Vermutungen zu einem Lösungsweg kamen, der allen plausibel schien. Dieser erwies sich als richtig, aber ich bin sicher, sie hätten auch mit Rückschlägen leben können und weiter probiert, die Nuss zu knacken.
Ist das nicht viel zufriedenstellender, als mit einem Würfelwurf erfolgreich gewesen zu sein?
Gleiches gilt für Interaktionen mit Monstern oder NSC. In meiner Spielrunde ist es so, dass die Spieler automatisch den Charakter mit dem höchsten Charisma-Wert in Verhandlungen schicken. Ab hier ist es aber so, dass das Verhandlungsgeschick des Spielers zum Tragen kommt. Für mich als Spielleiter ist der Charisma-Wert hier nur noch insofern von Interesse, als ich dem Charakter ein wenig mehr Spielraum gebe, sein gestecktes Ziel zu erreichen. Die Gesprächspartner verzeihen eine oder zwei ungeschickte Kommentare eher, als einem Zwerg mit einem Charismawert von 4.
Meiner Ansicht nach ist es viel interessanter einen gefangenen Goblin so lange in die Ecke zu treiben, bis er die Mission seines Stammes ausplaudert, als das gleiche Ergebnis mit Hilfe eines erfolgreichen Einschüchterungs-Wurfes zu erreichen.