Play it like it's 74!! (Und zwar gratis!)

„Original Edition Characters“ von Goblinoid Games ermöglicht es die Labyrinth Lord-Regeln so zu „frisieren“, dass man D&D noch „basischer“ spielen kann, als es mit Lab Lord ohnehin möglich ist.

Wie schon häufiger erklärt, emuliert Labyrinth Lord die D&D-Fassung aus dem jahr 1981, welche schon einige Unklarheiten der ursprünglichen Version bereinigt und die Charaktere etwas mehr ausdefiniert.

Dan Proctor hat richtig erkannt, dass der Hauptunterschied der Versionen von 1974 und 1981 in den Charakteren selbst besteht, die Regelmechanismen sind kaum geändert. Daher hat er ein Spielerhandbuch namens Original Edition Characters geschrieben, welches mit Labyrinth Lord gemeinsam verwendet absolut autentisches Gygax-Feeling vermittelt.
Ich kann die vorhandenen Regeln verwenden und muss lediglich die alte durch die neue Charaktergeneration ersetzen.

Ein paar Beispiele gefällig WIE einfach die Charaktere (von den Attributen her, denn jeder kann ja einen Charakter spielen, wie er will) sind?
Die Attribute haben kaum noch Einfluss auf Würfelwürfe, ihre Hauptfunktion ist lediglich einen mehr oder weniger gewaltigen Erfahrungspunktebonus herauszuholen.

Stärke hat gar keinen Einfluss mehr, es sei denn bei Stärkeproben.
Geschicklichkeit wirkt sich auf den Trefferwurf für Fernkämpfe aus – und zwar minimal (+1 bei 13-18 sowie -1 bei 3-6).
Einziger Zweck der Konstitution ist hier interessant für den „Systemschock“ – eine Art Rettungswurf ob der Körper eine Transformation erlebt.

Dan Proctor hat als größte Änderung zur weißen Box an Labyrinth Lord angeglichen, dass die Charaktere bis Stufe 20 aufsteigen können – zumindest wenn die Menschen sind. Halblinge, Elfen und Zwerge sind brutal eingeschränkt.
Richtig cool ist die Funktion, dass Elfen Abenteuer je nach Wahl als „Fighting Man“ oder „Magic User“ bestreiten können. Zwischen Abenteuern können sie hier frei wechseln. Geil, oder?

Jeder „moderne“ Rollenspieler stellt sich hier 2 Fragen:

1. Wie kommt man auf ein dermaßen undifferenziertes Rollenspielsystem?
Kurze Antwort: Die D&D-Regeln sind aus Wargaming-Regeln entstanden, Gygax hat für die Tabletopspiele vorerst nur nach einer Handvoll anzuwendender Modifikatoren gesucht, die auch in Massengefechten noch im Auge behalten werden können. Die einzelnen Charaktere gewannen erst im Laufe der Entwicklung an Wichtigkeit.

2. Warum sollte mich so etwas im jahr 2008 interessieren?
Kurze Antwort: Spieler und Spielleiter sollten die weit gefassten Regeln nicht als Mangel, sondern als Chance empfinden. Je weniger mein Charakter durch die Regeln geformt wird, umso mehr kann (muss?) ich selber in ihn hineinstecken, um ihn unverwechselbar zu machen.

Wo gibt es das Zeug denn zu kaufen? Wo man Labyrinth Lord „für umme“ herunterladen kann wisst ihr ja schon, die Original Edition Charakters kann man gratis als Word-Dokument hier finden oder sich für 5,89€ bei Lulu drucken lassen.

6 Gedanken zu „Play it like it's 74!! (Und zwar gratis!)“

  1. Find ich sehr cool, das Proctor das gemacht hat. Aber ich muß sagen: ich möchte nicht NOCH MEHR Vereinfachung. Mir reicht LL völlig aus, was Simplizität angeht. Reizt mich also eher weniger, wenngleich es zum Schmökern unterhaltsam ist.

  2. So sehe ich es auch! Für viele „Neulinge“ könnte es als Geschichtsstunde dienen, dieses System permanent zu spielen, dürfte nur mit seeeehr vielen Hausregeln möglich sein, was dann wohl ohnehin in Richtung Labyrinth Lord gehen dürfte.

    Gut kann ich es mir auch im Con-Einsatz vorstellen. 2 Minuten Charaker-Erstellung, 8 Minuten Regelkunde – dann kann es losgehen.

  3. "Spieler und Spielleiter sollten die weit gefassten Regeln nicht als Mangel, sondern als Chance empfinden. Je weniger mein Charakter durch die Regeln geformt wird, umso mehr kann (muss?) ich selber in ihn hineinstecken, um ihn unverwechselbar zu machen."

    Das ist exakt das Problem, die Herausforderung, die der Oger momentan mit D&D 3+ hat. Unsere Wargaming – Sozalisation an das Rollenspiel ist da sowohl ein Bonus wie ein Hindernis.

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